Der Begriff „Superfood“ ist seit mehreren Jahren immer mehr in der deutschen Küche, in den Supermarktregalen und auch auf dem Feld ein Thema. Aber was genau versteht man unter Superfood?
Im Allgemeinen gibt es keine rechtliche, verbindliche Definition, jedoch werden Lebensmittel als Superfood bezeichnet, die reich an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Pflanzenstoffen sind. Früher waren Superfood Pflanzen als exotische Lebensmittel bekannt. Heutzutage findet man sie fast überall in den Supermarktregalen in Form von getrockneten Produkten, Säften, Extrakten, in Pulverform, als Anteil in Müsli, Brot oder Smoothies und noch vielen anderen Variationen.
Top of Superfoods
Jeder spricht von Superfood, aber was zählt tatsächlich als Superfood? Mittlerweile kann man die Lebensmittel in Kategorien einteilen, in denen Superfood ein entscheidender Anteil ausmacht. So entstehen folgende Superfood-Kategorien, die jeweils noch weitere Produkte enthalten:
- Beeren: Acai, Aronia, Blaubeeren, Cranberry, Goji
- Produkte von Bienen: Manuka Honig, Honig mit Blütenpollen
- Samen: Chia, Hanfsamen
- Getreide/ Getreideart: Quinoa, Amaranth
- Kohlgemüse: Brokkoli, Grünkohl
- Algen: Chlorella, Spirulina
- Wurzel: Ingwer, Kurkuma, Ginseng
- Nüsse/Kerne Steinfrüchte: Mandel, Walnuss, Kokosnuss
Wie gesund ist Superfood?
Dem Superfood sind außerordentliche, gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben, jedoch fehlt hierfür ein wissenschaftlicher Beweis. Meist haben Superfood-Produkte einen hohen Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen. Vergleicht man diesen mit heimischem Gemüse oder Früchten, fällt kein bedeutsamer Unterschied auf.
Die Nachfrage von Superfood in Deutschland wächst, aber beinhaltet häufig einen schlechten ökologischen Fußabdruck, da die Endprodukte meist von Südamerika und anderen Kontinenten importiert werden müssen und somit hohe CO2-Emmissionen entstehen. Bisher waren die klimatischen Bedingungen in Deutschland nicht gegeben für den hiesigen Anbau.
Schadstoffe
Im Zusammenhang mit Superfood hört man häufiger, dass sie mit Schadstoffen belastet sind. Dies ist daher begründet, dass die Produkte häufig importiert werden, zu den Anbaubedingungen keine Informationen vorliegen und selten Prüfstandards unterzogen werden. Fest steht, dass die Produkte nicht immer naturbelassen sind. So werden beispielsweise Chiasamen zum einen mit Pflanzenhormonen behandelt, was das Auskeimen synchronisieren soll und zum anderen der Boden vor der Aussaat mit einem in Europa verbotenen Bodenherbizid (Trifluralin, seit 2007 verboten) behandelt, um Unkraut vorzubeugen.
Das Risiko einer Überempfindlichkeit, Allergie oder die Wechselwirkung mit Medikamenten sind bei „exotischen“ Lebensmitteln höher. Besonders in Kapselform ist Vorsicht geraten, da durch eine Aufkonzentrierung bestimmter reizender und toxischer Stoffe es zu gesundheitlichen Problemen kommen kann.
Superfood in Deutschland

Durch die Universität Hohenheim kam im Mai 2021 eine deutsche Chia-Sorte auf den Markt, die den mitteleuropäischen Verhältnissen angepasst ist. So heißt die neue Sorte „Juana“ und kommt im Sommer zur Blüte, ist nicht frostempfindlich, aber verträgt die langen Sommertage. Chai (lt. Salvia hispanica) ist eine Kurztagspflanze und beinhaltet Nährstoffe, wie mehrfachungesättigte Fettsäure, Ballaststoffe und Vitamine. Sie ist in begrenzen Mengen Roh- oder als Bestandteil von anderen Lebensmitteln erlaubt.
Die Arbeitsgruppe des Projektes bioÖkonomie der Universität Hohenheim forscht seit 2015 an dem Anbausystem und Modellierung dieser Chai-Sorte. Fündig wurden sie in Bolivien, wo sie geeignetes Zuchtmaterial zur Selektion fanden.
Diese neue Sorte ermöglicht Landwirten nicht nur in ein lukratives Geschäftsfeld einzusteigen, sondern zusätzlich eine blau blühende Bienenweide. Im Handel kosten Chiasamen rund 8€/kg und mehr.
Heimische Alternative zu Superfood
Die Kritik an Superfood ist verlautbar durch hohe Umweltbelastung, geringen Lebensmittelstandard bei Importen, keine Gewährleistung der Lebensmittelqualität, unfaire Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern, Marketingmaßnahmen und übermäßige Preisgestaltung. Dafür soll es heimische Alternativen geben, die die gleichen Vorteile in Nährwerten bringen, allerdings aus mitteleuropäischem Anbau stammen. So haben Leinsamen die gleiche Wirkung wie Chiasamen, Goji-Beeren wie Brennnesseln oder Quinoa wie Hirse und noch viele weitere Produkte.
Fakt ist, dass Superfood viele Vorteile mit überdurchschnittliche Inhaltsstoffe mitbringen, allerdings durch den Import und geringen Regularien nicht nur der Preis in die Höhe getrieben wird, sondern auch die Qualitätssicherheit nicht garantiert werden kann. Durch die Entwicklung und Forschung im Pflanzenbau werden neue Möglichkeiten geboten, sodass Superfood ein zukunftsfähiger Markt für landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland ist.
Claudius Wurth, Agrarberater