Nicht nur das wandelnde Bewusstsein über Ernährung, sondern auch der Krieg in der Ukraine wirken sich auf die Vermarktung von Getreide aus.  Die wichtigsten Getreideexporte aus dem Schwarzmeerraum in die EU, in andere westliche Länder und auf den afrikanischen Kontinent sind aufgrund des Krieges zum Erliegen gekommen. Die Preise für Getreide explodieren. Die meisten Landwirte haben deshalb schon früh ihr Lager geräumt und sich von den Vorräten getrennt. Was kann die Alternative zu Getreide sein?

Neben Getreide gibt es sogenanntes Pseudogetreide. Das sind Körnerfrüchte von Pflanzen, die ähnliche Eigenschaften wie Getreide aufweisen. Im Anbau allerdings ist das Pseudogetreide zu Weizen und weiteren Getreidesorten nicht konkurrenzfähig.  Des Weiteren ist das Pseudogetreide glutenfrei, was zwar für die Verträglichkeit vieler Menschen ein Vorteil ist, allerdings besitzt dieses dadurch keine guten Backeigenschaften. Die drei häufigsten Alternativen sind Amaranth, Buchweizen und Quinoa.                                                                                                                                                        

Amaranth

Amaranth gehört zu den Fuchsschwanzgewächsen. Die Amaranth-Samen sind im Aussehen etwas kleiner als Senfkörner und haben einen leicht süßlichen, nussigen Geschmack. Besonders hervorzuheben ist der hohe Proteingehalt sowie ein hoher Gehalt an leicht verwertbaren Nähr- und Vitalstoffen. Meistens gibt es die Amaranthsamen in gepuffter Form zu kaufen, diese sind dann zum sofortigen Verzehr geeignet. Ein weiterer Vorteil ist, dass die enthaltenden Kohlenhydrate leicht verwertbar sind und dem Körper sehr schnell in Form von langanhaltender Energie zur Verfügung stehen. Amaranth ist im Anbau in Bezug auf die Bodenqualität anspruchslos. Ausgesät wird Mitte April, die Blütezeit geht von Juli bis August. Anschließend werden ab September bis Oktober die Blätter und Samen geerntet.

Buchweizen

Buchweizen gehört zur Familie der Knöterichgewächse. Somit handelt es sich, trotz des Namens nicht um Getreide. Es wird in der Landwirtschaft häufig zur Diversifizierung eingesetzt. Buchweizen ist bezüglich Boden und Nährstoffbedarf anspruchslos und kaum krankheitsanfällig. Es besitzt ein ausgezeichnetes Beikrautunterdrückungsvermögen. Weitere Vorteile sind die Inhaltsstoffe: viel Rohprotein bei hoher Weiweißwertigkeit. Des Weiteren gibt es hohe Gehalte an Lysin, Methionin, Threonin und Tryptophan. Das ausgewogene Aminosäurenverhältnis ähnelt der Sojabohne. Dennoch gibt es einige Nachteile. Zum einen ist die Wahl des Erntetermins sehr schwierig, weil der Buchweizen eine ungleichmäßige Blüte und Abreife hat. Zudem ist der Buchweizen sehr kälteempfindlich. Deshalb wird eine Aussaat erst nach den Eisheiligen, also ab Mitte Mai bis Mitte Juni empfohlen. Die Körner des Buchweizens müssen geschält werden um sie ohne Gesundheitsrisiko verzehren zu können.  Hauptsächlich werden die Körner zu Graupen, Grütze, Grieß oder Mehl verarbeitet.

Quinoa

Quinoa gehört zur Familie der Fuchsschwanzgewächse. Die Körner und Blätter dieser Pflanze sind zum Verzehr geeignet. Die Samen bzw. Körner sind entweder weiß/gelb, rotbraun oder schwarz. Die Körner unterscheiden sich nicht nur in ihrer Farbe, sondern auch in ihrem Geschmack. Dieser geht über mild, fruchtig bis hin zu würzig-erdig. Ursprünglich stammt Quinoa aus den Anden in Südamerika. Die Höhenlage macht der Quinoa-Pflanze nichts aus, sie wächst und gedeiht auf bis zu 4000 Höhenmeter.  In Europa sind die klimatischen Bedingungen deutlich schlechter als in Südamerika. Der Anbau ist nicht unmöglich, allerdings deutlich erschwert.

Chia-Samen

Die Chia-Pflanze stammt ursprünglich aus Mexiko. Sie ist eine einjährige krautige Pflanze und gehört zur Familie der Lippenblütler. Chia-Samen wurden erstmals 2009 zur Verwendung in Broterzeugnissen zugelassen. Seit 2013 dürfen sie auch als eigenständige Lebensmittel verkauft werden. Dabei wurde eine tägliche maximal Menge von 15 Gramm festgelegt, da es noch keine ausreichenden Studien über Langzeitwirkungen gibt. Der Anbau in Deutschland war bislang nicht möglich. Die Chia-Pflanze ist eine Kurztagspflanze. Diese kann nur blühen und Samen ausbilden, wenn die Tage eine bestimmte Länge nicht überschreiten. Dies ist in Deutschland erst im Herbst der Fall. Da die Pflanze aber sehr kälteempfindlich ist, würde sie jedoch im Herbst erfrieren, bevor sie überhaupt Samen bilden könnte. Somit musste nach Sorten gesucht werden, die an die Tageslängen in Deutschland während den Sommermonaten angepasst sind.

Leinsamen

Die Samen des Flachses werden Leinsamen oder auch Leinsaat genannt. Sie haben je nach Sorte eine braune oder gelbe Schale und schmecken leicht nussig.  Leinsamen werden als Zutat für Lebensmittel verwendet, hauptsächlich in Backwaren und Müsli. Bei größeren Mengen werden die Samen ausgepresst und zu Leinöl verarbeitet. Leinkuchen wird an Nutztiere verfüttert oder als Düngemittel ausgebacht. Der Anbau eignet sich für maritime Klimalagen sowie auch für warme trockene Standorte. Wichtig für den Ertrag ist allerdings die Wasserversorgung während der Blüte im Mai bis Juni. Aufgrund der langsamen Entwicklung ist besonders in den ersten Wochen Unkraut ein großes Problem. Diesem sollte bei großen Reihenbeständen mit Hacken und bei geringerem Reihenabstand mit einem Striegel entgegengewirkt werden.

Umorientierung im Getreideanbau

Das Anbauen von Pseudogetreide ist in Deutschland nicht ganz so einfach, aber dennoch möglich. Gerade in Bezug auf den Krieg und die damit einhergehenden Einschränkungen des Imports von anderem Getreide sollte umorientiert werden und auch auf andere Getreidearten oder Ersatzprodukte aus anderen Regionen zurückgegriffen werden. Ebenso das wandelnde Bewusstsein für Ernährung bietet eine gute Grundlage alternatives Getreide zu vermarkten.

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